Ich verstehe, dass es für Herrn Ritter höchst suspekt und ungewohnt sein muss , dass sich da tatsächlich eine Gruppe im Rat tummelt, in der jedes Mitglied eine eigene Meinung vertreten und sogar äußern darf....und darüber hinaus auch noch offene Kritik an der „Volkspartei“ (?) SPD wagt.
Für ihn scheinbar eine ganz neue Erfahrung, zumal er doch nur den strengen Fraktionszwang der SPD kennen gelernt haben dürfte, der anderslautende Meinungen nicht zuließ.
Im ersten Satz kritisiert der aufgeschreckte Ruheständler, dass ich seiner Meinung nach zu oft in der Presse und somit in der Öffentlichkeit zu Wort komme.
Zwar sprechen die Fakten eine andere Sprache. Wenn es denn aber so wäre, gäbe es dafür allerdings auch eine ganz einfache Erklärung.
Das Zauberwort, lieber Herr Ritter, heißt Transparenz ...und das Versprechen, das ich den Bürgern 2011 gegeben habe , nämlich offen und ehrlich meine Mandatsarbeit darzustellen und meine Entscheidungen und mein Abstimmungsverhalten auch zu begründen.
Ganz so fremd dürfte Ihnen der Begriff allerdings nicht sein... hatte Ihre eigene Partei im Wahlkampf 2011 doch auch hoch und heilig versprochen , „ für Transparenz zu sorgen und die Bürger mitzunehmen“ !
Schon vergessen ?
Na ja... ist vielleicht entschuldbar.. da nie praktiziert, ist sie wohl in Ihrer persönlichen Wahrnehmung etwas untergegangen.
Ich weiß nicht, ob Sie in der von Ihnen zitierten Ratssitzung anwesend waren .
Falls das der Fall sein sollte, müssen Sie wohl den von Arno Nerschbach vorgetragenen kritischen , aber nach meiner Kenntnis sachlich begründeten Vortrag verschlafen haben, auch den unflätigen und beispiellosen Angriff auf ihn aus den Reihen Ihrer SPD.
Hätte dieser Eklat nicht eher ihre eigene Feststellung verdient „ Kein faires Mittel politischer Auseinandersetzung“ ?
Oder wird in diesem Fall Ihr Blick etwa nachhaltig getrübt durch die Parteibrille ?
Nochmal zum mitschreiben, hoch geschätzter Herr Ritter:
Arno Nerschbach hat für sich gesprochen, meine Bewertung des vorgelegten Haushaltsentwurfs trage ich selber vor....und verantworte ich auch ganz allein.
Und nun zu Ihrem Fazit :
Sie dürften wissen, hochverehrter Herr Ritter, dass ich mich noch zu keinem Zeitpunkt einer Diskussion oder wie Sie formulieren , einem Meinungsaustausch , entzogen habe.
Leider aber gibt es keinen „offenen Meinungsaustausch“ , weder im Rat , noch in den Ausschüssen.
Es gibt ausschließlich nur Abstimmungen, dabei steht das Ergebnis schon von vornherein fest......entschieden in der Fraktion Ihrer Partei , als Einheitsbrei vom Fraktionsvorsitzenden verkündet !!
Immer wenn es um sachliche Argumente ging und geht, lieber Herr Ritter, verweigert Ihre Partei den „offenen Meinungsaustausch“ und beantragt Abstimmung !
Halten Sie ein solches Verfahren für ein „faires Mittel politischer Auseinandersetzung“ ?
Oder etwa auch nur ansatzweise für demokratisch legitimiert ?
Und noch was , hochverehrter Herr Ritter :
Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, zu erfahren, ob die von ihnen gewählten Vertreter im Rat auch ihren Pflichten gerecht werden.
Ein geeignetes und übliches Medium zur Vermittlung solcher Information ist nun einmal u.a. auch die örtliche Presse...was gefällt Ihnen daran nicht ?
Sollten Pressemitteilungen nach Ihrem Verständnis ausschließlich Ihren Parteigenossen vorbehalten bleiben ? Betrachten Sie etwa den „Anzeiger“ schon als Teil Ihrer Parteiorganisation?
Entspräche das vielleicht Ihrer Auffassung von „fair“ ?
Ich verstehe natürlich, dass Sie Veröffentlichungen über die desaströse Politik Ihrer Genossen gerne unterdrücken möchten...das wäre aber keine Lösung.
Arbeiten Sie lieber daran, dass Ihre Parteifreunde endlich Verantwortung übernehmen und helfen, die reichlich vorhanden Probleme zu lösen , zumindest aber deren Folgen zu lindern.
Abschließend darf ich Ihnen versichern, dass ich für Ihren Leserbrief sehr dankbar bin......löst er doch ganz offensichtlich nicht nur in der Bevölkerung erfreuliche und aufschlussreiche Reaktionen aus.