Kurz darauf wurden wieder neue Windkraftanlagen im Windpark Utgast durchgewunken: Antragsteller Betreibergruppe BRS (Braams, Rector, Schlimm, Firmensitz Brandshoff 47a, Geschäftsführer Albert Rector) will eine neue Enercon-70, dafür sollen zwei alte, wesentlich leistungsschwächere Tacke-Anlagen abgebaut werden. Abstimmung: 5 dafür bei 3 Enthaltungen. Das Ratsmitglied Hinrika Braams als Betreiberin verließ während der kurzen Erörterung und Abstimmung den Sitzungsraum und nahm nicht an der Abstimmung teil. Eine weitere Enercon E-70 mit dem Abbau einer Tacke-Altanlage für „Windgesellschaft Mimstede“, Mimsteder Str. 41, Utgast (Kommanditisten u.a. Helmut Eisenhauer und Frau, Thorsten Hein – CDU-Dornum, Bankleiter OLB Esens -, Inka Janssen und Kai Janssen -Landwirt -, Geschäftsführer Kai Janssen und Gustav Claashen -Auktionator- , Lütetsburg ) wurde ebenfalls durchgewunken: 6 dafür, 3 Enthaltungen. Es ist völlig verfehlt, dies als „Repowering“ zu bezeichnen, weil die neuen Enercon-Anlagen mit 2,6 MW die fast vierfache Nennleistung der alten Tacke-Anlagen (600kW) haben, eigentlich müssten also für eine neue Anlage vier abgebaut werden!
Ratsherr Renke Westermann (Fulkum) wandte sich an die Zuschauer äußerte seine Besorgnis über die Windkraftentwicklung in der Gemeinde und forderte neue Baugebiete in Fulkum. Bürgermeister Ihnen sprach ihn an und wies ihn darauf hin, er habe ihn als Bürgermeister anzusprechen und nicht die Zuschauer.
Interessant auch der Tagesordnungspunkt „Annahme von Schenkungen“: Für die neue Fußgängerampel an der Landesstraße wurden bereits 22.000 Euro von verschiedenen Windkraftbetreibern gespendet, u.a. 10.000 Euro von der Mimsteder Windgesellschaft und der BRS, als vorauseilender Dank für weitere Genehmigungen? Diese „Spenden“ haben als „Kopplungsgeschäft“ durchaus ein Geschmäckle!
An der Straßenausbaubeitragssatzung, durch die Anlieger zur Grundsanierung kaputter Gemeindestraßen mit nicht unerheblichen Beiträgen herangezogen werden, wird noch gearbeitet. Von der Samtgemeinde Esens werde, so der Bürgermeister, ein Kataster mit den Ampelfarben rot, gelb und grün erstellt: rot für „kaputt“, gelb für „sanierungsbedürftig“ und grün für „in Ordnung“. Über die Prioritäten der Sanierung entscheide aber die Gemeinde Holtgast, so der Bürgermeister.
Bald darauf war die „öffentliche Sitzung“ beendet, alle Zuhörer hatten den Raum zu verlassen. Beim Hinausgehen fielen zwei mittelalte Herren auf, die vor dem Sitzungsraum mit dem Gesicht zur Wand auf eine Karte blickten, ein weiterer kam mit einem Laptop hinzu. Diese ratsfremden Männer nahmen anschließend an der nichtöffentlichen Sitzung teil. „Dem Vernehmen nach“ ging es um den Windpark Hartsgast, die Namen der ratsfremden Mitglieder sind bis auf einen nicht in Erfahrung zu bringen. Es ist schon bemerkenswert, das ggf. betroffene Einwohner kaum etwas von den Planungen wissen, aber ratsfremde Personen vor den gewählten „Volksvertretern“ referieren.
Die „Windpark Hartsgaster Tief Verwaltungs GmbH“ besteht laut Handelsregisterauszug HRA 202586 des Amtsgerichtes Aurich (Stand 28. April 2014) aus folgenden geschäftsführenden Personen: Renke Bernau, Carl-Gert Mohr, Frauke Theiner, alle Holtgast. Die Gesellschafter sind Arno Poppen, Renke Bernau, Gert-Carl Mohr, Jens Egberts (Protokollführer der Gemeinde Holtgast), Johannes Stolle (Dötlingen) und die „Windkraft Fulkum GbR“ mit Frauke Theiner und Jens Siebels. Verschiedene Gesellschaften sind miteinander verflochten, so gibt es auch noch „Windpark Hartsgaster Tief GmbH Co. KG (HRA 201680 mit den Kommanditisten der „Grundeigentümer Hartsgaster GmbH Co. KG, Holtgast, HRA 201596). Grundstücksinhaber und Windkraftgesellschaften sind oft getrennt, das macht die vielfältigen Verflechtungen recht unübersichtlich. Diese Details erfährt man auf keiner Ratssitzung, die muss man sich aufwändig und kostenpflichtig selbst besorgen. Eine Email von mir an Bürgermeister Ihnen und in Kopie an den Landrat Köring wegen der Teilnahme von ratsfremden Personen an der nichtöffentlichen Sitzung blieb unbeantwortet…
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