Die Bürger befürchten eine Schädigung Ihrer Gesundheit sowie Wertverluste ihrer Grundstücke in Anlagennähe. Und es gibt noch eine Vielzahl anderer Einwände, die ich hier jetzt nicht ausführen möchte, da dieser Artikel sonst zu lang werden würde.
Die Betreiber werfen diesen Gründen jedoch das Argument der angestrebten Energiewende entgegen, um den Bau weiterer Anlagen zu rechtfertigen.
Aber eine Energiewende ist von diesen meiner Ansicht nach nicht wirklich angestrebt.
Es geht ihnen doch nur noch um eins: Kohle, Geld, Money, Moneten, Bares, Asche...!
Und das auf dem Rücken der Bevölkerung.
Läuft eine Anlage, gibt es Geld vom Stromkunden. Läuft eine Anlage nicht, gibt es auch Geld, diesmal über den Steuerzahler... der lustiger Weise auch der Stromkunde ist. Der einfache Bürger wird also doppelt zur Kasse gebeten.
Um die Bevölkerung trotzdem ruhig zu stimmen, wird ihr hin und wieder mal ein Knochen zu geworfen... "Schaut, wir bieten euch eine Bürgerbeteiligung an. Ihr könnt daran mit verdienen."
Der Witz ist, dass der Bürger tatsächlich etwas bei der Beteiligung verdient. Leider hat er aber erst nach ca. 15 - 17 Jahren seine Investitionssumme raus und fängt erst dann an, Gewinn zu erzielen. Allerdings wird die Anlage im Alter von 20 Jahren wieder abgerissen, weil ab dann der Verschleiß zu groß wird. Bleiben also gerade einmal 3 - 5 Jahre, in denen eine Anlage Gewinn abwirft.
Lohnt sich da wirklich eine Beteiligung?
Für wen es sich allerdings doch zu lohnen scheint, mit immer mehr Anlagen die Landschaft unseres schönen Ostfrieslands zu verschandeln, dass sind die Menschen in den Gremien, die den Bau neuer Anlagen genehmigen: die Ratsherren und Ratsdamen der Gemeinden... und rein zufällig sitzen diese auch noch in den Aufsichtsräten der Beteiligungsgesellschaften.
Es ist doch stark davon auszugehen, dass diese neben den Erlösen aus der Bürgerbeteiligung auch noch andere Aufwendungen seitens der Betreiber erhalten.
Dies ist jetzt keine Unterstellung, sondern lediglich der rationale Schluss aus dem Verhalten der Bürgervertreter, die die Einwände derer, die sie gewählt haben, so vehement unter dem Deckmantel der Energiewende ablehnen.
In der Samtgemeinde Esens hat das kürzlich erfolgte Bürgervotum den befürwortenden Ratsmitgliedern der einzelnen Gemeinden jetzt eine klare Absage zum Bau neuer Anlagen erteilt. Der Bürgermeister der Gemeinde Stedesdorf hat daraufhin sogar öffentlich bekundet, dass er dieser Meinung folgen möchte.
Ich bin gespannt, ob er an dieser Aussage in den nächsten Monaten und Jahren fest halten wird. Und es bleibt abzuwarten, ob auch andere Gemeinderäte sich dem Votum der Bürger unterwerfen werden (obwohl die Berichterstattung zum Windpark Utarp-Ost nicht daraufhin deutet).
Abschließend sei noch zu den Abstimmungen der Gemeinderäte die Frage erlaubt, ob sämtliche Beschlüsse betreffend des Bau´s von Windkraftanlagen überhaupt eine rechtliche Grundlage haben und eigentlich für nichtig erklärt werden müssten? Denn auf Grund der Anwesenheit der Ratsmitglieder in den Aufsichtsräten der Betreibergesellschaften hätte Befangenheit und damit ein Mitwirkungsverbot bei den betreffenden Abstimmungen bestehen müssen.
Dummerweise lautet die Antwort NEIN!
Denn leider ist diese ganze Konstellation aus Ratsmitglied und gleichzeitigem Gesellschafter eine Situation, die ich als rechtliche Lücke beschreiben würde. Wäre ich beispielsweise Ratsherr und ginge es um den Bau eines Hauses von mir oder einem nahen Verwandten, hätte ich ein Mitwirkungsverbot. Aber da hier die Betreibergesellschaft noch dazwischen gerückt ist, gilt das Mitwirkungsverbot für die Beteiligten nicht mehr.
So kann man sich auch Freifahrtscheine und Blankochecks ausstellen!!!
Entfernen wir uns jetzt einmal von den politischen und finanziellen Aspekten der Windkraftanlagen und konzentrieren uns mal auf die Windkraftanlage als solche.
Sie produziert Strom, erzeugt keine Abgase und ist im großen und ganzen doch sehr umweltfreundlich.
Der Nachteil: Sie ist von Wind abhängig. Kein Wind = kein Strom. Und den Wind kann man leider nicht steuern.
Also was machen, wenn zu den Spitzenverbrauchszeiten mal kein Wind bläst?
Dass bei den Bürgern das Licht und der Fernseher ausgeht, dass will keiner. Also muss der Strom woanders her kommen. Daher bleibt nichts anderes übrig, als den Strom wieder von den alten Stromerzeugern zu beziehen... AKW, Kohle- und Gaskraftwerk.
Dummerweise lässt sich ein Kohlekraftwerk, und schon gar nicht ein AKW so leicht abschalten wie eine Windkraftanlage (entgegen aller Behauptungen von Politik und Medien "Wir schalten die AKW´s ab!"). Sie müssen permanent betrieben werden, und dass einzige, das die Stromabgabe reguliert, sind die Strom erzeugenden Turbinen. Ob zehn Turbinen oder eine laufen, dadurch reduziert sich die Anzahl der Brennstäbe nicht.
Was sagt uns das also? Richtig, trotz des Baus von hunderten von Windkraftanlagen ist nicht wirklich ein Kraftwerk still gelegt worden. Lediglich die ausgegebene Energie wurde hier reduziert.
Somit ist das Ziel der Energiewende doch irgendwie verfehlt.
Wie kann man also gegen steuern?
Nicht durch Repowering. Alte Anlagen werden abgerissen und durch leistungsfähigere ersetzt. Nur hilft das leider auch nicht, wenn kein Wind bläst.
Daher bleibt eigentlich nur eine logische Konsequenz: Es muss etwas her, dass den erzeugten Strom speichert.
Für den privaten Haushalt gibt es so etwas z.B. in Form der Tesla Powerwall, wodurch im Haus erzeugter Strom durch Solar oder ein BHKW gespeichert wird.
Hier noch der Link für etwaige Interessierte:
http://www.memodo.de/speicher/tesla/tesla-powerwall/
Für einen Windpark sollte allerdings eine etwas größere Lösung her, welche auch zugegeben etwas komplizierter in der Steuerung sein wird als die kleine Privatversion von Tesla.
Dennoch gibt es sie und sollte unbedingt angestrebt werden:
https://renewables.gepower.com/innovative-solutions/energy-storage.html
Erst der Bau solcher Energiespeicher würde die Energiewende wieder auf den richtigen Weg bringen und dem Wildwuchs von Windkraftanlagen in unserer Region Einhalt gebieten. Außerdem würden bei einer ausreichenden Zahl irgendwann wirklich die alten Kraftwerke eingemottet werden können.
Daher sollte es das vorrangige Ziel der Politik und auch der Energiekonzerne sein, das Energiemanagement wieder in sinnvolle und vernünftige Bahnen zu lenken.
Denn was bringt durch Windkraftanlagen produzierter Strom, wenn ihn keiner braucht? Und wenn er benötigt wird, bläst kein Wind?
Volker Wieting